
Atypischer infektiöser respiratorischer Erkrankungskomplex beim Hund – Wenn Husten mehr als nur ein Infekt ist
Von Herzen geschrieben von einer Hundemama & Tiergesundheits-Enthusiastin
Wenn mein Hund niest oder hustet, zucke ich innerlich zusammen. Ist es harmlos? Oder steckt mehr dahinter? In den letzten Monaten geistert ein Begriff durch Tierarztpraxen und Medien, der viele Hundebesitzer:innen verunsichert: der atypische infektiöse respiratorische Erkrankungskomplex beim Hund – auch bekannt als Atypical Canine Infectious Respiratory Disease Complex (CIRDC).
Doch was genau steckt hinter dieser komplizierten Bezeichnung? Wie gefährlich ist diese Erkrankung wirklich, wie erkennt man sie – und vor allem: Wie kann man seinen Hund davor schützen?
In diesem Artikel nehme ich dich mit in die Welt der Hundeatemwegserkrankungen, liefere dir fundiertes Wissen, beruhigende Fakten und klare Handlungsempfehlungen – damit du weißt, worauf es ankommt.
Was ist der atypische infektiöse respiratorische Erkrankungskomplex beim Hund?
Der atypische infektiöse respiratorische Erkrankungskomplex beschreibt eine ungewöhnliche Form von Atemwegserkrankung, die sich von der klassischen „Zwingerhusten“-Symptomatik unterscheidet. Betroffene Hunde zeigen oft anhaltenden, trockenen Husten, der nicht wie gewohnt auf Standardbehandlungen anspricht.
Das Besondere: Die Auslöser scheinen nicht immer klar identifizierbar. Klassische Erreger wie Bordetella bronchiseptica oder Canines Parainfluenzavirus wurden bei vielen erkrankten Tieren nicht nachgewiesen. Forscher:innen gehen daher von einer neuen Erregervariante oder einem Erregermix aus – eben atypisch.
Symptome: So äußert sich der atypische Atemwegskomplex
Die Symptome dieser neuen Form sind zunächst diffus, werden aber schnell chronisch oder schwerwiegender:
- Trockener, anhaltender Husten
- Heiserkeit oder Atemgeräusche
- Lethargie (deutlicher Leistungsabfall)
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Erhöhte Atemfrequenz
- In schweren Fällen: Lungenentzündung, Erbrechen durch Hustenreize oder gar Kollaps
Der Verlauf kann schleichend oder akut sein. Besonders gefährdet sind ältere Hunde, Welpen und immungeschwächte Tiere.
Ursachen & Übertragungswege: Woher kommt die Erkrankung?
Obwohl der genaue Erreger noch nicht eindeutig identifiziert ist, gibt es fundierte Hinweise auf folgende Faktoren:
- Viren oder Bakterien in neuer Variante
- Vermutet werden mutierte Viren oder Mischinfektionen.
- Tröpfcheninfektion
- Die Übertragung erfolgt durch Husten, Niesen oder engen Kontakt.
- Häufige Aufenthaltsorte
- Tierheime, Hundeschulen, Hundewiesen, Messen oder Hundepensionen sind Risikogebiete.
Daher auch der Hinweis vieler Tierärzt:innen: Reduziere Sozialkontakte deines Hundes, wenn Fälle in der Region bekannt sind.
Diagnose: Wie wird CIRDC festgestellt?
Der Tierarzt oder die Tierärztin wird zuerst eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen. Anschließend können weitere Diagnoseschritte folgen:
- Blutuntersuchung
- Röntgen der Lunge
- Nasopharyngeale Abstriche (PCR-Test)
- Bronchoskopie (bei schweren Fällen)
Da viele Erreger nicht nachweisbar sind, stützt sich die Diagnose oft auf Ausschlussverfahren und klinische Erfahrung.
Behandlung: Was tun, wenn der Hund betroffen ist?
Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung:
1. Leichte Fälle:
- Schonung
- Schleimlösende Medikamente
- Hustenstiller bei trockenem Reizhusten
- Immunstärkende Präparate
2. Mittelschwere bis schwere Fälle:
- Antibiotika, falls eine bakterielle Sekundärinfektion vorliegt
- Inhalationstherapie
- Kortison bei Entzündungen der Bronchien
- Infusionen bei Fieber oder Flüssigkeitsmangel
Bei Komplikationen wie Lungenentzündung kann eine stationäre Behandlung nötig werden. Wichtig: Kein Sport, keine Hundetreffen, viel Ruhe und frische Luft.
Wie lange dauert die Erkrankung?
Die Dauer variiert stark. Manche Hunde erholen sich nach wenigen Tagen, andere kämpfen Wochen oder gar Monate mit den Folgen. Besonders chronischer Husten kann hartnäckig bleiben.
Prävention: So kannst du deinen Hund schützen
Prävention ist das A und O. Auch wenn es noch keine Impfung gegen die atypische Form gibt, kannst du einiges tun:
- Kontakte vermeiden
- Reduziere Sozialkontakte bei bekanntem Ausbruch.
- Starkes Immunsystem fördern
- Hochwertiges Futter, wenig Stress, ausreichend Schlaf.
- Standardimpfungen auf dem neuesten Stand halten
- Sie schützen zumindest gegen bekannte Erreger.
- Nach Hundetreffen: Pfoten, Fell & Schnauze reinigen
- Früher Tierarztbesuch bei Husten oder Lethargie
Wie gefährlich ist CIRDC wirklich?
Die atypische Erkrankung ist nicht automatisch lebensbedrohlich, aber nicht zu unterschätzen. Besonders gefährlich wird es, wenn die Erkrankung verschleppt oder fehldiagnostiziert wird. In den USA wurden sogar Todesfälle dokumentiert – in Deutschland hingegen verlaufen viele Fälle mild bis mittelschwer.
Wichtig ist daher: Früh erkennen, konsequent behandeln, gut beobachten.
Erfahrungsbericht: Als mein Hund plötzlich nicht mehr bellen konnte …
Ich erinnere mich gut an den Tag, als meine Hündin Leni heiser bellte – oder besser gesagt: versuchte zu bellen. Sie war matt, lag nur herum, atmete schneller als sonst. Mein Herz rutschte in die Hose. Der Tierarzt diagnostizierte eine atypische Atemwegserkrankung – Gott sei Dank frühzeitig.
Mit Geduld, Naturheilmitteln, Ruhe und viel Liebe wurde sie nach zwei Wochen wieder die alte. Und ich bin heute um eine Erfahrung reicher: Nicht jeder Husten ist harmlos. Aber mit der richtigen Betreuung ist er auch kein Weltuntergang.
Fazit: Wachsam bleiben, aber keine Panik
Der atypische infektiöse respiratorische Erkrankungskomplex beim Hund ist real – aber kein Grund zur Panik. Er ist ein Warnsignal, das uns zeigt, wie wichtig Gesundheitsvorsorge, Tierarztbesuche und verantwortungsvolle Hundehaltung sind.
Bleib achtsam, liebevoll und informiert. Denn das Beste, was wir für unsere Hunde tun können, ist: sie zu verstehen – auch dann, wenn sie nicht bellen können.
Häufige Fragen (FAQ)
1. Ist CIRDC ansteckend für Menschen?
Nein, bisher gibt es keine Hinweise auf eine Zoonose. Menschen sind nicht gefährdet.
2. Ist eine Impfung möglich?
Gegen den atypischen Erreger nicht – aber gegen klassische CIRDC-Erreger wie Bordetella ja.
3. Sollte ich den Hund isolieren?
Bei Verdacht: ja. Kein Kontakt zu anderen Hunden, bis der Tierarzt Entwarnung gibt.
4. Was kostet die Behandlung?
Zwischen 100 und 600 €, je nach Diagnostik und Therapiedauer.
Brauchst du Hilfe oder hast du den Verdacht, dein Hund könnte betroffen sein?
Dann zögere nicht, deinen Tierarzt zu kontaktieren – lieber einmal zu viel als zu wenig.
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Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine tierärztliche Beratung. Bei gesundheitlichen Problemen kontaktiere bitte immer eine Tierarztpraxis.