Atypischer infektiöser respiratorischer Hundekomplex – wenn der Husten beim Hund ein Rätsel bleibt
Quelle: Pixabay | hunde-magazin.eu

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als mein Labrador Sam plötzlich diesen trockenen, bellenden Husten entwickelte. Es war Frühling, die Sonne schien, eigentlich perfekte Spaziergangszeit – und doch war mein sonst so fröhlicher Hund wie ausgewechselt. Er hustete heiser, zog sich zurück, wirkte müde und fraß kaum noch. Unsere Tierärztin sprach schließlich von einem atypischen infektiösen respiratorischen Hundekomplex – einem Begriff, der mir bis dahin völlig fremd war.
Was ist der atypische infektiöse respiratorische Hundekomplex?
Der Name ist sperrig, aber er beschreibt ein Krankheitsbild, das Tierärzte immer öfter beobachten. Dabei handelt es sich um eine infektiöse Erkrankung der oberen Atemwege, die durch unterschiedliche Erreger verursacht wird – Viren, Bakterien oder beides. Das Besondere: Die Symptome ähneln denen des klassischen Zwingerhustens, aber Tests bleiben oft unauffällig. Es gibt keinen klaren Nachweis, keine eindeutige Ursache – und doch ist der Hund krank.
Typische Anzeichen sind:
- Trockener, bellender Husten, oft nachts oder bei Aufregung
- Niesen, Nasenausfluss, Heiserkeit
- Fieber, manchmal kaum merklich
- Appetitverlust und Müdigkeit
- In schweren Fällen: Atemnot, rasselnde Geräusche beim Atmen
Die Symptome treten unterschiedlich stark auf, manchmal nur leicht, manchmal dramatisch. Das macht die Diagnose so schwierig.
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Warum tritt diese Erkrankung jetzt vermehrt auf?
In den letzten Jahren ist die Zahl der Fälle, bei denen Hunde unter unklarem Husten leiden, deutlich gestiegen. Ein Grund dafür liegt in unserer vernetzten Welt: Hunde reisen mit uns in den Urlaub, besuchen Hundeschulen, Hundetagesstätten, Pensionen – der Kontakt zu Artgenossen ist intensiv wie nie zuvor. Das begünstigt die Ausbreitung neuer oder ungewöhnlicher Keime.
Auch der Klimawandel trägt seinen Teil bei: Milde Winter und feuchte Übergangszeiten fördern das Überleben von Krankheitserregern. Unsere Hunde sind dadurch ganzjährig einem Infektionsrisiko ausgesetzt. Hinzu kommen Stress, Umweltgifte und ungesunde Ernährung, die das Immunsystem vieler Hunde schwächen.
Welche Erreger sind beteiligt?
Der atypische infektiöse respiratorische Hundekomplex ist kein einzelner Erreger, sondern ein Sammelbegriff. Häufig nachgewiesene Keime sind:
- Canines Parainfluenzavirus (CPIV)
- Bordetella bronchiseptica (bakteriell)
- Mykoplasmen
- Streptokokken
- Canine Influenza Virus
- in Einzelfällen auch neue Varianten bisher seltener Erreger
Oft liegt eine Mischinfektion vor. Genau das macht die Behandlung so herausfordernd – was gegen den einen Keim hilft, wirkt nicht zwangsläufig gegen den anderen.
Wie wird ein atypischer Infekt beim Hund behandelt?
Die Behandlung richtet sich nach den Symptomen und dem Allgemeinzustand des Hundes. Wichtig: Bitte nicht eigenmächtig mit Hustenmitteln oder Antibiotika experimentieren – viele Präparate sind für Hunde ungeeignet oder sogar giftig.
Typische Behandlungsmaßnahmen:
- Schonung und Ruhe – kein Spielen, keine Hundetreffen, viel Schlaf
- Inhalation mit Kochsalzlösung, ggf. mit ätherischen Zusätzen (nur nach Rücksprache)
- Warme Umgebung, stressfreie Rückzugsorte
- Leicht verdauliche, nährstoffreiche Kost, oft in kleinen Portionen
- Bei Fieber oder Atemnot: stationäre Überwachung
- In schweren Fällen: Antibiotika, aber nur nach gezieltem Erregernachweis
Ergänzend setzen viele Tierärzte auf Immunmodulatoren, Vitaminpräparate oder Naturheilmittel wie Echinacea, Propolis oder pflanzliche Hustensäfte (z. B. Spitzwegerich). Auch homöopathische Mittel wie Drosera oder Bryonia kommen in Frage – je nach tierärztlicher Einschätzung.
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Wie kannst du deinen Hund schützen?
Einen absoluten Schutz gibt es nicht, aber du kannst das Risiko deutlich senken:
- Vermeide engen Kontakt zu hustenden Hunden
- Lass deinen Hund impfen gegen Bordetella und Parainfluenza, wenn sinnvoll
- Reinige regelmäßig Spielzeug, Näpfe, Schlafplätze
- Vermeide Hundetreffs bei bekannten Infektionswellen
- Stärke das Immunsystem deines Hundes durch gutes Futter, Bewegung, Ruhe
Gerade in Tierpensionen oder Hundeschulen ist es wichtig, auf Hygienestandards und Gesundheitschecks zu achten. Frag ruhig nach, wie dort mit Erkältungssymptomen umgegangen wird.
Wann musst du zum Tierarzt?
Wenn dein Hund eines oder mehrere dieser Symptome zeigt, solltest du nicht zögern:
- Anhaltender Husten, länger als 2–3 Tage
- Appetitlosigkeit, besonders bei gleichzeitigem Husten
- Fieber (über 39 °C beim Hund)
- Atemnot, röchelnde Geräusche, flache Atmung
- Allgemeine Schlappheit, Rückzug, Apathie
Frühe Abklärung kann schwerwiegende Komplikationen verhindern – und auch andere Hunde schützen.
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Mein Fazit als Hundemama – bleib achtsam!
Der atypische infektiöse respiratorische Hundekomplex ist kein Grund zur Panik, aber ein ernstzunehmendes Thema. Er zeigt, wie verwundbar unsere Fellnasen sind – und wie wichtig unsere Aufmerksamkeit als Halterinnen und Halter.
Achte auf kleine Veränderungen, auf ein ungewohntes Hüsteln, ein plötzliches Zurückziehen, seltsame Geräusche beim Atmen. Es muss nicht immer etwas Dramatisches sein – aber es lohnt sich, genauer hinzusehen.
Und: Bitte sprich offen darüber. Teil Wissen, Erfahrungen, Tipps. Denn nur wenn wir gemeinsam aufmerksam sind, können wir unsere Vierbeiner schützen – im Alltag, in Gruppen, auf Reisen und im Hundeleben überhaupt.