Wie immer ist aller Anfang schwer.
Die Spaziergänge mit Lena, meinem neuen Golden Retriever an der Leine, waren entspannter als gedacht. Kein Ziehen, kein Zicken mit anderen Hunden, alles im grünen Bereich. Ich nahm meinen Hund auch mit zur Arbeit. Ich hatte einen Handwerksbetrieb, der es mir ermöglichte auf die Baustellen meinen Hund mitzunehmen. Natürlich ging es nicht immer. Wenn ich beispielsweise in Arztpraxen arbeiten musste, wurde es nicht gerne gesehen. Dann wartete Lena total entspannt im Auto. Nachdem Lena circa zwei Wochen bei mir war, hatte ich einen Kunden, der Hunde nicht so gerne mochte. Also musste Lena im Auto warten. Es war ein einigermaßen warmer Tag und ich ließ die Fenster von meinem Bus auf. Und zu meiner Überraschung, ich musste noch einmal zurück zum Auto, machte es sich Lena schon bequem auf der Fußmatte vor der Tür meines Kunden. Mir wurde dadurch klar, dass Lena bei mir bleiben möchte und sie nicht abhauen würde.
Der erste Versuch ohne Leine
Deswegen versuchten wir es von nun an ohne Leine. Und es klappte erstaunlich gut.
Ein paar Korrekturen beim „bei Fuß“ gehen waren natürlich erforderlich. Ich musste sie immer wieder mal daran erinnern. Für den Anfang war ich jedoch überrascht, wie gut alles so lief. Zur Belohnung gab es Leckerlis und kleine Knochen und ich überlegte mir gut, wo und an welcher Stelle in der Wohnung ich ihr den Knochen gab. Sie hatte mir beim Kauen von Knochen zu verstehen gegeben, dass sie keinen Spaß versteht und ihre Ruhe brauchte. Also wurde der Knochen nur im Körbchen gereicht und das auch nur, wenn wir nichts mehr vor hatten. Während des Kauens durfte ich sie auch nicht streicheln.
Erste Korrekturen beim Füttern
Beim Futter geben stellte ich ein sehr ähnliches Verhalten fest. Wenn ich noch einmal nach dem Futter gegriffen habe, welches ich hier hingestellt hatte, versuchte Lena sogar nach mir zu schnappen. Das war nicht akzeptabel, auch dort musste noch etwas getan werden. Ich musste mich der Herausforderung stellen. Blitzschnell nahm ich ihr das Futter weg. Ein verschlucktes Bellen. Ein Sprung nach oben mit geöffneten Mund und umgeklappten Lefzen. Schöne Zähne dachte ich, bevor ich mich ihr abwandte. Lena hatte mich nicht gebissen, wollte sie nur drohen? Oder war ich zu schnell? Da sie ansonsten total lieb und kuschelig war, war auch alles schnell vergessen.
Kuscheln und Distanz
Abends beim Fernsehen sprang Lena zu mir auf die Couch, presste ihren relativ großen Körper an mich. Das schien ihr sehr wichtig zu sein. Es wurde normal, dass wir uns abends auf dem Sofa trafen. Allerdings wurde dieses Sofa auch von meinem Hund vor unseren Gästen verteidigt. Und ich stellte auch fest, dass sie einige unserer Besucher mehr mochte als andere, was natürlich nicht anormal war. Lena aber reagierte schon sehr deutlich, wenn sie jemanden nicht mochte. Wenn ich dann eingriff, um das unsoziale Verhalten meines Hundes nicht zu tolerieren, bekam ich ein Knurren. Aber sie fügte sich ihrem Schicksal.
Bei einem unserer täglichen Spaziergänge hatte Lena sich mal wieder etwas in den Mund gestopft, keine Ahnung was es war. Ich schimpfte mit ihr, daraufhin sprang sie mich an, fast bis auf Kopfhöhe. Das war mir dann doch etwas zu viel des Guten. Jetzt schnappte ich mir meinen Hund, hielt sie an ihrem Hals fest und drückte sie zu Boden. Natürlich in der Hoffnung sie würde sich unterwerfen. Von Unterwerfung keine Spur. Statt dessen verdrehte sie Ihre Augen und knurrte. Erst als ich meinen Griff langsam löste, wurde sie wieder ruhiger. Dann ließ ich sie los und alles war wieder normal.